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Eindrücke aus Europa - Freiwillige berichten

Italien, Vicolocorto

Mein Jahr nach dem Studium wollte ich mit Praktika und Freiwilligenarbeiten verbringen um Berufliche Erfahrung zu sammeln und etwas Sinnvolles für die Gemeinschaft zu tun. Nach vier Monaten in Österreich kam dann die Idee mich bei den Europäischen Solidarität Korps zu melden um nach Freiwilligen Projekten in Italien zu suchen um meine italienisch Kenntnisse aufzubessern. Im Dezember 2019 war mein Profil fertig erstellt und meine Suche nach einem Projekt begann. Im Januar 2020 ging dann eine Email für ein Projekt in March Italien ein und zwei Wochen später hatte ich ein Skype Gespräch mit der Italienischen Organisation, die die Projekte vor Ort koordiniert. Anfang Februar 2020 kam dann die Nachricht, dass ich für das Projekt in Cingoli angenommen bin. Und am 2ten März 2020 saß ich dann auch schon im Flugzeug nach Italien.

Ich komme zu einer Zeit der Ungewissheit. Eine Woche erlebe ich noch ein „normales“ Leben. Aber schon am ersten Wochenende erreicht uns die Nachricht, dass wir von nun an die Häuser nicht mehr verlassen dürfen. Veranstaltungen werden abgesagt, private Treffen und Unternehmungen finden von nun an nicht mehr statt. Der Lock down hat begonnen.

Cingoli ist ein kleines Städtchen auf einem Berg, das liebevoll der Balkon von Marche genannt wird. Auf einer Seite erstreckt sich die Landschaft flacher werdend zum Meer hin. Zur anderen Seite ragen Hügel die mit zunehmender Entfernung zu Bergen werden. Der Mittelpunkt ist das historische Zentrum umgeben von einer Jahrhunderte alten Stadtmauer. Kleine Lädchen säumen die Hauptstraße, die sich von dem Hauptplatz zum Stadttor schlängelt und dort schon bald in den Stadtpark übergeht, indem man immer einem bekannten Gesicht begegnet.

Das Rotekleiner Kreuz Cingoli. In einem steinernen Häuschen an einer Alle, neben der Stadtmauer findet man die Freiwilligen des Roten Kreuzes Cingoli. Über 200 Freiwillige engagieren sich dort, aber den Kern bilden ca. 40 Freiwillige, die dort regelmäßig zusammen kommen und anpacken. Kein Wunder, dass das Rote Kreuz als Treffpunkt der Stadt gilt, hier kommen Alt und Jung zusammen aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen zusammen. Von Tag eins habe ich mich dort wohlgefühlt und wurde als Teil der Gruppe aufgenommen.

Gewohnt habe ich zusammen mit 6 weiteren internationalen Freiwilligen aus 5 verschiedenen Ländern, die auch beim Roten Kreuz tätig waren. Schon nach kurzer Zeit fand man sich regelmäßig zu Dinner und Film Abenden zusammen. An Wochenende während des Lock Downs traf man sich für Spiele oder zum Quatschen in der Küche und so kamen wir ganz gut durch die langen 2 Monate, März und April.

Meine Erfahrung der Freiwilligen Arbeit beim Roten Kreuz war durch die drastischen Folgen der Maßnahmen zur Einschränkung der Ausbreitung des Corona Virus, wie soll man sagen… verzehrt. Ich hatte das Glück, dass mein Projekt weitergeführt wurde und ich weiterhin von Montag bis Freitag für sechs Stunden zum Roten Kreuz kommen durfte. Zu den Tätigkeiten während dieser Zeit zählten  z.B. Patienten Transporte, Einkäufe für alte Menschen und solche die während des Lock Dows ihr Haus nicht verlassen konnten oder wollten, Medikamenten Versorgung, verpacken und austeilen von Mund und Nasen Schutz und das Zusammenstellen von Video und Info Material für die YouTube und Facebook Seite des Roten KreuzesIMG 20200621 WA0012. An manchen Tagen gab es wenig bis gar nichts zu tun und wir haben unsere Zeit mit Gitarre oder Karten spielen vertrieben. In manchen Wochen kamen wir auch Samstag zum helfe, weil noch Leute gebrauchtwurden. Meine eigenen Projekte waren zum einen das Zusammenstellen eines Videos zum Thema Energie Sparen und zum anderen das Anlegen eines Gemüsegarten für das Rote Kreuz und die Leute von Cingoli, bei dem jeder mithelfen und miternten darf.

Im Mai kamen langsam die ersten Lockerungen der strengen Maßnahmen und wir konnten endlich die Umgebung erkunden, Radtouren und Wanderungen zu den Wasserfällen und dem See von Cingoli unternehmen, nach denen wir uns schon heiß gesehnt hatten. Als dann der Juni kam gab es kein Halten mehr und wir durften auch über Cingoli hinaus reisen. Mein letzter Monat war bitter-süß.  Ich hab einen Eindruck davon bekommen, wie meine ganze Zeit in meinem Projekt ohne die Corona Pandemie hätte sein können, mit Unternehmung, Events, Projekten in der und mit der Gemeinschaft, richtigem On Arrival Treffen in Rom und und und. Allerdings war ich auch Gast zu einer sehr schweren Zeit und durfte Teil eines unbeschreiblichen Zeugnisses von Gemeinschaft und Zusammenhalt sein, das die Menschen durch die Zeit getragen hat.  

In diesen vier Monaten habe ich so einiges Erlebt und nehme viele schöne Erinnerungen mit. Danke an alle die mich in dieser Zeit begleitet und unterstützt haben!

Annika

Bosnien und Herzegowina, Svitac

Hallo, ich heiße Hannah Külper, bin 18 Jahre alt und ich absolvierte vom 05. Oktober 2019 bis zum 04. April 2020 meinen Freiwilligendienst in Brčko, Bosnien Herzegowina. Dort habe ich bei der Organisation `Svitac` gearbeitet. Svitac bedeutet Glühwürmchen auf Bosnisch/Serbisch/Kroatisch und soll den Menschen Licht und Hoffnung bringen.

Brčko ist eine kleine Stadt im Norden des Landes, direkt an der Grenze zu Kroatien. Sie hat jedoch eine ganz besondere Bedeutung. Dazu müssen wir ein wenig in der Geschichte zurückgehen. Am Ende des Bosnischen Krieges wurde Bosnien nach Ethnien in Regionen aufgeteilt (Republika Srpska und Federation of Bosnia and Herzegovina). Man konnte sich bei Brčko jedoch nicht entscheiden, zu welchem Teil der Distrikt gehören sollte und somit erhielt er von der UN einen Sonderstatus. Aus diesem Grund ist Brčko so divers wie kein anderer Teil Bosniens: Hier leben Bosnier, Serben und Kroaten zusammen. Trotzdem sind noch gewisse Spannungen und Teilungen vorhanden. Svitac möchte allen Menschen, egal welcher Ethnie sie angehören, die Möglichkeit geben, zusammen zu kommen und gemeinsame Workshops zu besuchen. Damit beginnen sie schon bei den Jüngsten.

Somit kommen wir auch schon zu meinen Aufgaben während meines Freiwilligendienstes. Jeden Tag von 11.00 Uhr bis 13.00 Uhr kamen Kinder im Alter von drei bis sieben Jahren zu uns. Wir haben mit ihnen gebastelt, gespielt und gelernt. Wichtige Themen waren Gleichberechtigung, Frieden, Menschenrechte und Toleranz. Wir haben versucht, den Kleinen diese Themen beispielsweise durch Puppentheaterstücke so verständlich wie möglich zu machen. Nachmittags haben wir für ältere Kinder Workshops zu unterschiedlichen Themen angeboten. Leider hatten wir kaum Teilnehmer und mussten uns dann andere Sachen überlegen. So haben wir zum Beispiel alle zwei Wochen Diskussionsrunden mit Jugendlichen zu Themen wie Mobbing in der Schule, aber auch den Einfluss von Musikern durchgeführt. Jeden Montag und Freitag haben wir deutschen Freiwilligen Dina –unsere Koordinatorin- bei ihren Deutschstunden geholfen. Auch mit zwei Schulen in Brčko haben wir kooperiert, so bekamen wir bei einem wichtigen mündlichen Deutschtest (DSD-Test) die Aufsicht übertragen. Außerdem habe ich einen Workshop im Rahmen des Deutsch-Bosnischen Austauschs zum Thema Umweltprobleme angeboten. Ansonsten gab es natürlich auch Partys zu Halloween und New Years, an denen Kinder aller Altersgruppen teilnehmen konnten.

Die offizielle Sprache in unserer Organisation war Englisch, aber mit den Kindern mussten wir natürlich Bosnisch/Kroatisch/Serbisch sprechen. Ihr fragt euch sicher, warum ich immer alle drei Sprachen anführe. Bosnisch, Kroatisch und Serbisch sind sich sehr ähnlich und wenn ihr eine Sprache sprecht, könnt ihr damit auch in den anderen Ländern kommunizieren. In Brčko leben alle drei Ethnien, deshalb haben wir in Svitac versucht, immer alle Sprachen zu nennen, damit sich niemand benachteiligt fühlt. Wir hatten einmal pro Woche Sprachunterricht und auch während der Arbeit hat man unglaublich viel gelernt. Da ich keine Vorkenntnisse hatte, war es in den ersten Monaten sehr frustrierend, weil ich wenig verstanden habe, aber mit der Zeit habe ich mich immer mehr verbessert.

Gelebt habe ich mit zwei anderen deutschen Freiwilligen zusammen in einem kleinen Haus. Jeder von uns hatte ein eigenes Zimmer; Küche und Bad haben wir uns geteilt. Vom Jugendzentrum- unserer Arbeitsstelle- liegt das Haus nur etwa fünf Gehminuten entfernt. In die Stadt zu laufen dauert auch etwa nur zehn Minuten.

Das Zentrum von Brčko ist sehr klein. In etwa fünf Minuten hat man den Stadtkern durchquert. Die Stadt ist von vielen kleinen Cafés geprägt, in denen man sich traditionell mal auf einen Kaffee trifft. Diesen Teil der Kultur werde ich auf jeden Fall vermissen. Ansonsten kann man schön an der Sava –dem Fluss- entlangspazieren und abends in eine Bar gehen. Die Bars sind zwar sehr klein, aber in manchen kann man sich am Wochenende Lifemusik anhören oder Dart spielen. Jeden Donnerstag wird auch von Svitac Samba angeboten. Das ist eine Art improvisierte Musikstunde mit Trommeln, an der jeder teilnehmen kann und es macht sehr viel Spaß. Wer jedoch eine große Auswahl an Freizeitmöglichkeiten haben möchte, wird in Brčko vieles vermissen. So gibt es beispielsweise kein Kino und Brčko liegt gefühlt als einziger Teil Bosniens ziemlich im Flachland. Ab und zu kann man aber kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte besuchen. Es ist eben eine Kleinstadt. Dafür hat man die Möglichkeit am Wochenende direkt mit dem Bus nach Novi Sad, Belgrad, Sarajevo oder Zagreb fahren, wenn einen lange Busfahrten nicht abschrecken.

Durch das on-arrival- und midterm-training kommt man auch ein wenig herum und lernt viele neue Leute kennen.

Auch wenn ich nicht für immer in Brčko leben möchte, war es definitiv eine schöne Erfahrung, dort für ein knappes halbes Jahr zu leben. Ich habe unglaublich viel gelernt und einen ganz neuen Einblick in die Kultur, die Menschen und generell die ganze Balkanregion erhalten. Davor war ich nicht so sehr daran interessiert, nach Osteuropa zu reisen. Dadurch, dass ich einen ganz persönlichen Bezug zum Balkan erhalten habe, hat es für mich nun einen Reiz bekommen, die ganzen Städte und die wunderschöne Natur zu erkunden.

Meiner Meinung nach sind sechs Monate aber ein wenig kurz. Bei meiner Abreise habe ich gerade erst richtig angefangen, die Sprache zu lernen. Die Workshops und Projekte sind erst richtig angelaufen und ich hatte das Gefühl, wirklich angekommen zu sein. Trotzdem würde ich den Freiwilligendienst jeder Zeit wieder machen und habe fest vor, sobald es wieder möglich ist, nochmal dorthin zu reisen.

Falls ihr interessiert seid und mehr erfahren wollt, könnt ihr gerne die Internetseite fireflybosnia.org besuchen. Dort findet ihr alle Projekte, mehr Infos über Svitac und einen monatlichen Blog von mir und meinen Mitbewohnerinnen.

Eure Hannah

Frankreich, MJC Elbeuf

Meine gesamte Schulzeit war mein Plan für meinen späteren Werdegang relativ klar: ichwollte direkt nach dem Abi studieren, sowohl das Studienfach als auch der Standort waren schon früh entschieden. Kurz vor den Abiturprüfungen kam dann jedoch der Gedanke auf, dass ein Freiwilligenjahr im Ausland vielleicht gar nicht so schlecht wäre. Als ich dann vom europäischen Solidaritätskorps hörte, ging alles relativ schnell, und letztendlich habe ich mich dann für ein Projekt in der Normandie entschieden – eine Entscheidung, die ich bisher keine Sekunde bereut habe.

Als ich Mitte September dann in Frankreich ankam, schien bis auf die üblichen, kleineren Startschwierigkeiten alles direkt zu funktionieren. In unserer fünfsprachigen WG mit Mitbewohnern aus Serbien, Bulgarien, Italien und Spanien verstanden wir uns sofort sehr gut, was sich unter anderem durch einen bis heute anhaltenden kulinarischen Austausch zeigte (ich trage regelmäßig Kässpätzle dazu bei). Auch im Projekt, in dem meine Hauptaufgabe das Vorbereiten und Durchführen von wissenschaftlichen Workshops mit Kindern ist, fand ich sehr schnell meinen Platz, was sicherlich auch der Faszination geschuldet ist, die ich selbst für diese Dinge mitbringe (und mal ehrlich: Wer wäre nicht von Workshops wie selbstgebauten Raketen oder selbstgebauten Fotoapparaten begeistert? 😉) Ich bekam daher das Gefühl, innerhalb von sehr kurzer Zeit komplett angekommen zu sein – und auch wenn dieses Gefühl sicher berechtigt war, so war es doch nicht komplett richtig.

Auch heute bin ich sicher noch nicht am Ende, denn das „Ankommen“ ist meiner Ansicht nach ein dynamischer Prozess, der nie wirklich aufhört und auch nie aufhören sollte – denn dabei kann man am meisten lernen. Trotzdem kann ich sagen, dass ich mich mit jedem Tag wohler fühle. Das ist sicher auch damit verbunden, dass wir mittlerweile zu einer echten Gemeinschaft zusammengewachsen sind und ich im Projekt die Freiheit habe, eigene Ideen umzusetzen. Dies hat schließlich dazu geführt, dass ich mittlerweile neben den wissenschaftlichen Workshops auch beim Programmieren von auf Arduino basierten Robotern helfe und an vielen kulturellen Aktivitäten direkt beteiligt bin. Zudem habe ich mit meinen WG-Kollegen ein Projekt angestoßen, bei dem wir jede Woche lokale Schulen besuchen, um dort Englischkurse anzubieten. Außerdem plane ich derzeit ein Survivalcamp für Jugendliche, auch wenn aufgrund der aktuellen Situation rund um das Coronavirus nicht ganz sicher ist, ob sich das Ganze realisieren lassen wird.

Doch nicht nur das Projekt, sondern ebenfalls die Freizeitgestaltung ist mittlerweile einfacher, was vor allem auf neu geknüpfte Kontakte zurückzuführen ist und schon zu einigen Hauspartys geführt hat… und auch wenn das sicher nicht auf jeden Menschen zutrifft, benötigen viele – so wie ich – Zeit, in der man einfach mal abschalten kann. Da ich diese Zeit in meinem bisherigen Leben immer im Sportverein und in einer Band verbracht habe und ich momentan weder Mitglied in einem Verein noch in einer Band bin, musste ich mir einen anderen Ausgleich suchen, was natürlich auch seine Zeit gedauert hat… Mittlerweile habe ich mit dem Klavier und regelmäßigem Joggen jedoch etwas gefunden, das mir ebenfalls den benötigten Ausgleich liefert.

Allgemein bin ich nach wie vor unglaublich zufrieden mit der Entscheidung, den Freiwilligendienst hier zu absolvieren. Auch wenn sich an der Wahl meines Studiums nichts geändert hat und das Jahr daher nicht zur Orientierung dient, durchlebe ich hier Situationen, die mich auf persönlicher Ebene sehr stark prägen und weiterbringen. Gerade das Aufeinandertreffen von verschiedenen Kulturen ist äußerst bereichernd, weshalb eine multikulturelle WG auch mein Geheimtipp für all diejenigen ist, die sich für ein ESK interessieren (ein weiterer Vorteil an einer solchen WG ist, dass man nach dem ESK gratis bei seinen ehemaligen WG-Kollegen im Ausland Urlaub machen kann – ein baldiger Urlaub in Serbien ist beispielsweise schon geplant). Ich möchte an dieser Stelle auch noch einige andere Tipps loswerden, die allerdings nur meine persönliche Auffassung sind und daher auch nicht als allgemeingültig verstanden werden sollten.

Häufig hört man ja, ein solches Jahr diene nur der beruflichen Orientierung... aber das ist kompletter Schwachsinn, es lohnt sich für jeden, auch für die, die – wie ich – schon ganz genau wissen, wie es später weitergehen soll.

Außerdem: wählt das Projekt aus, nicht das Land! Mein Traum war es anfangs, in ein skandinavisches Land zu gehen, Frankreich kam – auch wenn ich das Land und seine Kultur sehr schätze – nicht an erster Stelle. Trotzdem hat mir das Projekt in Frankreich mehr zugesagt als die Projekte in Skandinavien, und rückblickend habe ich mit meiner Entscheidung alles richtig gemacht.

Ein weiterer Tipp ist, dem Projekt Zeit zu geben. Auch wenn es bei mir von Anfang an gut lief, kenne ich viele Leute, die anfangs Schwierigkeiten hatten, wie auch die erste Spanierin in unserer WG. Sie hat dann entschieden, das Projekt zu verlassen und bereut die Entscheidung mittlerweile sehr, da sich alles sehr gut entwickelt hat. Aber wie bei allem gilt natürlich auch: Gut‘ Ding will Weile haben – gebt dem Ganzen also die Zeit, sich zu entwickeln, und lasst euch nicht von Rückschlägen, die es mit Sicherheit geben wird, aus der Bahn werfen!

Aber vor allem: wagt diesen Schritt, nutzt dieses Angebot, seid unvoreingenommen und lasst euch voll darauf ein. Dann bietet euch das ESK eine Chance, die ihr in dieser Form vermutlich nur selten bekommt!

Matthias

Norwegen, Ung i Midtdalen

Ich habe mich nach meinem Abi dazu entschlossen, erst einmal für ein Jahr ins Ausland zu gehen, um dort im Rahmen des europäischen Solidaritätskorps einen Freiwilligendienst zu absolvieren. Nach einem Wanderurlaub erkannte ich, dass Norwegen das schönste Land der Welt ist, was ich bisher gesehen habe.

Seit Mitte Oktober 2019 bin ich für etwa 9 Monate in Norwegen. Ich lebe mit einer anderen Freiwilligen aus Frankreich zusammen in einer kleinen Wohnung am Rand eines kleinen Dorfes. Dieses liegt im östlichen Teil des Landes mitten in einem Tal zwischen zwei Gebirgen etwa 3 Stunden nördlich von Oslo. Die Landschaft hier ist einfach unbeschreiblich schön. Jeden Tag, wenn ich aus dem Haus gehe, fühle ich mich fast wie im Urlaub. Und auch wenn es zunächst schwierig war, norwegische Menschen kennen zu lernen – sie sind außer beim Wandern und Langlaufen meist zunächst etwas verschlossen – kann ich eindeutig sagen, dass die Norweger super nette Menschen sind.

Aber was sind meine Aufgaben hier? Zunächst bestehen sie größtenteils aus der Arbeit in zwei „Jugendclubs“ in den Orten Vinstra und Ringebu, wo die Jugendlichen (zwischen 13 und 18 Jahren) nach der Schule hin kommen können, viele von ihnen mit dem Traktor, da man hier ab 16 Jahren den Traktorführerschein machen darf. Im Club organisiere ich dabei verschiedenste Aktivitäten (z.B. Quiz, Bingo, Turniere in Schach, Fifa…) und versuche durch das Integrieren aller Jugendlichen auch allen das Gefühl einer Gemeinschaft zu vermitteln. Oder wir spielen einfach zusammen Billard, Fifa, Tischkicker etc. Manchmal unterhalten wir uns auch einfach nur mit ihnen (meist auf Englisch, auch wenn ich mittlerweile anfange etwas norwegisch zu sprechen), eben immer genau das, auf was sie gerade Lust haben. Wir als Freiwillige sind in den Jugendclubs immer als Assistenz anwesend, das heißt wir tragen eigentlich formal keine Verantwortung und können uns bei Fragen immer an die Leiter des Clubs wenden. Wir sind in den Jugendclubs immer als Assistenz anwesend, das heißt wir haben eigentlich keine Verantwortung und können uns bei Fragen immer an die fest angestellten Mitarbeiter des Clubs wenden, sind aber praktisch gesehen als Freiwillige super in das Team integriert, können unsere Aktivitäten im Jugendclub weitgehend eigenständig gestalten und haben auch in unserer Freizeit mit unseren Kollegen zu tun.

Darüber hinaus helfe ich im norwegischen Deutschunterricht in der vidergående skole (einer Kombination aus gymnasialer Oberstufe und Berufsschule), wenn die Schüler Fragen haben.

Außerdem besuche ich auch einen Norwegischkurs für Geflüchtete und Einwanderer. Im Alltag sprechen viele Menschen in unserer Gegend aber einen sehr starken Dialekt, der sich manchmal fast noch wie eine andere Sprache anhört.

In meiner Freizeit gehe ich oft im örtlichen Schwimmbad (mit Sauna und Whirlpool) schwimmen, gehe wandern oder besuche andere Freiwillige in Norwegen, mit denen ich auch auf zwei super coolen Seminaren war. So bekomme ich die Möglichkeit, während meines Aufenthalts das ganze Land kennen zu lernen. So waren wir schon mehrmals bei Freiwilligen am Fjord zu Besuch und unsere Winterferien haben wir in der Stadt Bergen verbracht. Gleichzeitig haben wir auch schon öfters Besuch bei uns empfangen.

Vieles in meiner Freizeit mache ich mit der französischen Freiwilligen zusammen, da wir uns sehr gut verstehen, obwohl wir eigentlich sehr unterschiedliche Persönlichkeiten sind. Im Winter war es jedoch nahezu unmöglich wandern zu gehen, denn wir hatten durchgängig bis zu 90 cm Schnee im Tal und über 1,5 Meter auf den Bergen. Aber da wir das Auto der Stadtverwaltung für kürzere Fahrten nutzen dürfen und in der Nähe von mehreren Skigebieten und extrem vielen Langlaufloipen wohnen, hatten wir auch im Winter immer etwas zu tun.

Durch die uns betreuende Organisation vor Ort und einen 19-jährigen Norweger, mit dem wir gut befreundet sind, haben wir auch schon viele einheimische Bräuche (hauptsächlich in der Weihnachtszeit) und einige norwegische Speisen wie Elch Steak oder Rakefisk (wörtlich übersetzt: verrottender Fisch) mit Lefse (eine Art Fladenbrot) kennengelernt.

Ich freue mich schon sehr auf die zweite Hälfte meines Aufenthalts, auch wenn ich jetzt im Frühjahr 2020 erst einmal aufgrund des Corona-Virus übergangsweise in Deutschland bin.

Manuel

UK, YMCA

Zwischenbericht – Teil I meines Abenteuers

Nun ist es schon ein halbes Jahr her, dass ich mit meinem vollgepackten Koffer ins Flugzeug gestiegen bin und mich auf den Weg nach London ins vereinigte Königreich begeben habe, um hier eins, der wohl schönsten und aufregendsten Jahre meines Lebens, zu absolvieren.

Im Rückblick ist es unglaublich, wie schnell der erste Teil meines Europäischen Freiwilligendienstes vorübergegangen ist. Gerade sitze ich noch mit all meinen Sorgen und Ängsten im Flugzeug und kurz darauf schreibe ich schon einen Halbjahresbericht. Plötzlich spricht man nicht mehr davon, wie lange man schon da ist, sondern erzählt wie kurz man nur noch da ist, und wünscht, es wäre mehr.

Aber ich habe die vergangenen sechs Monate definitiv genutzt:

Wie wahrscheinlich alle Freiwilligen, die sich zum ersten Mal in ihrem Leben für eine längere Zeit von zuhause wegbegeben, hatte natürlich auch ich viele Ängste zu Beginn. Ich wusste nicht, was mich als Freiwilliger des German YMCA (Young Men‘s Christian Association) erwartet, war mir nicht sicher, ob ich den Aufgaben mit meinen jungen 18 Jahren gewachsen war und mich soweit von zuhause entfernt wohl fühlen werde. Dennoch war ich aber auch gespannt und freute mich darauf, bald in einer Weltstadt zu leben. So startete ich also mit gemischten Gefühlen am 28.August 2019 aus dem kleinen, überschaubaren Saarland in die 9-Millionen-Metropole an der Themse.

Doch kaum war ich angekommen, lösten sich meine Sorgen regelrecht auf und machten Platz für großartige Erlebnisse in einer atemberaubenden Stadt. An meinem Arbeitsplatz gab man mir sofort das Gefühl, willkommen zu sein. Ich traf hier aber nicht nur auf freundliche und hilfsbereite Mitarbeiter, die jederzeit ein offenes Ohr für Fragen und Probleme haben, sondern mich erwarteten auch drei Mitfreiwillige, mit denen ich in den letzten Monaten mehr als nur die Arbeitszeit verbrachte. Inzwischen sind wir schon zu einem richtigen Team und Freunden geworden. All die Erfahrungen mit Freunden zu teilen, macht es noch schöner. Dementsprechend leicht viel es mir, mich auf der Insel einzugewöhnen.

Meine Wohnung teile ich mir mit einem der anderen Freiwilligen. Wir bewohnen eine 2-Zimmer-Wohnung im gleichen Gebäude, in dem wir auch arbeiten. Eine bessere Lage in der Stadt ist für einen Freiwilligendienstler nur schwer vorstellbar, denn unsere Unterkunft befindet sich im Zentrum Londons, in Paddington.

Wenn wir gefragt werden, was wir denn beruflich in unserem Freiwilligendienst machen, schauen wir uns oft gegenseitig an, lachen und beginnen dann einen zehnminütigen Vortrag über den wahrscheinlich vielfältigsten Arbeitsplatz, den man sich nur vorstellen kann, zu halten. Das German YMCA ist eine Chartityorganisation, weshalb es neben internen Tätigkeiten auch externe Projekte unterstützt, in denen wir mitarbeiten dürfen. Intern haben wir neben Officearbeit, in der wir unter anderem eigenen Projekten nachgehen können, vor allem drei große Aufgabenfelder, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Als Organisation, die sich besonders in vergangenen Jahren darauf verstand, eine Hilfe für deutsche Auswanderer zu sein, haben wir viele Mitglieder aus dem deutschsprachigen Raum, aber auch aus allen anderen Teilen der Welt. Für diese Mitglieder wird ein wöchentliches Programm zusammengestellt, bei deren Durchführung wir beteiligt sind. Manche der Mitglieder werden von den Freiwilligen auch zuhause besucht, da sie nicht mehr mobil sind und es ihnen daher nicht möglich ist, am Programm teilzunehmen. Zeitlich vermittelt das German YMCA auch Au-Pairs und bietet ihnen Unterstützung an. Um die Zeit der Au-Pairs so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten, organisieren wir Freiwilligen ein Freizeitprogramm, an dem wir auch selbst teilnehmen können. Auf diesem Weg sehen wir Musicals, die unfassbar gut sind, singen bei einer Karaokenight, unternehmen Tagesausflüge oder besichtigen beispielsweise den Buckingham Palace. Mittwochs morgens findet darüber hinaus noch eine deutschsprachige Mutter-Kind-Gruppe statt, bei der wir mithelfen. Durch die externen Projekte ist es uns möglich, in einer Krankenhauscafeteria zu helfen, eine Organisation, die mit Menschen mit Lernbehinderungen arbeitet, zu unterstützen, in einer Grundschule einen „After-school-club“ zu geben, beim Holocaust-Survivor-Center tätig zu sein und Lebensmittel an Obdachlose und Bedürftige zu verteilen, bei einer Aktion, die mit der in Deutschland bekannten „Tafel“ vergleichbar ist. Diese Vielfältigkeit lässt keine Langweile aufkommen und trägt dazu bei, dass man sich in verschiedenen Bereichen weiterentwickelt oder neue Fähigkeiten entdeckt.

Zusätzlich wurde mir sogar die Möglichkeit angeboten, einen Sprachkurs zu belegen, um mein Englisch zu verbessern. Eine meiner größten Ängste waren sprachliche Probleme, da ich nur drei Jahre Schulenglisch hatte. Doch sprachliche Fähigkeiten entwickeln sich enorm schnell, sobald man gezwungen ist diese Sprache zu sprechen.

Auch Heimweh ist nur selten ein Problem, da London ein so großes Freizeitspektrum bietet, dass keine Zeit bleibt, um darüber nachzudenken, was zuhause wäre. Außerdem vergeht die Zeit hier sehr schnell. Trotzdem möchte ich nicht leugnen, dass es diese Momente gibt, in denen man sich wünscht seine Familie zu sehen, Freunde zu treffen oder noch einmal in die Schule zu gehen. Umso wichtiger ist es an diesen Tagen einen Freund zu haben, der einen wieder daran erinnert, wie toll und einzigartig die Gelegenheit dieses Jahres ist und einen dann mit in den Pub schleppt, denn sobald man wieder etwas unternimmt, vergisst man auch das Heimweh. Ich bin dankbar diese Freunde hier in meinen Mitfreiwilligen gefunden zu haben, mit denen ich nicht nur die schönste Stadt Europas erkunde, sondern auch andere Teile des Vereinigten Königreiches bereisen kann.

Der Begriff „Abenteuer“ fasst meinen Freiwilligendienst in London ganz gut zusammen und noch ist es glücklicherweise nicht rum. Es liegen noch weitere fünf spannende und außergewöhnliche Monate vor mir, in denen ich auch noch die letzten Winkel der englischen Hauptstadt erforschen möchte, aber vor allem noch weitere Städte der europäischen Insel besichtigen will.

Jedem, der noch zweifelt, kann ich nur sagen, wie sehr sich dieser mutige Schritt lohnt. Es ist nicht nur eine sprachliche und kulturelle Bereicherung, sondern auch ein Lernprozess über sich selbst, über Kommunikation, zwischenmenschliche Interaktion und ein riesiges Erlebnis. Dieses Jahr ist eine einmalige Chance, für die ich sehr dankbar bin, und eine Entscheidung, die ich jederzeit ohne Zögern nochmal so treffen würde!

Best wishes von der Themse,

euer Jan

Persönlicher Tipp: schreibt bevor ihr losfahrt einen kurzen Brief an euch selbst und öffnet ihn nach der Hälfte bzw. lasst ihn euch dann erst von der Entsendeorganisation zusenden. Es ist interessant und zugleich auch lustig eure Erwartungen und Befürchtungen, die ihr jetzt noch habt, mit der Realität zu vergleichen. Zusätzlich könnt ihr euch auch nochmal selbst daran erinnern wie großartig diese Chance ist und wie sehr ihr es genießen wollt!

Spanien, Universidad Autónoma Madrid

Vier Monate in Madrid – ein Zwischenbericht

Dominik Jordan, 20 Jahre alt, Europäischer Freiwilligendienst in Madrid, Spanien

¡Hola aus der spanischen Hauptstadt! Es ist kaum zu glauben, aber die Hälfte meines Freiwilligendiensts ist leider schon vorbei. Vier Monate absolviere ich bereits mein ESC an der Universidad Autónoma Madrid und habe es bisher noch keinen Tag bereut. Mein Projekt könnte vielfältiger nicht sein und jeder Tag ist ein bisschen anders. Die meiste Zeit verbringe ich mit Student*innen mit geistiger Behinderung des PROMENTOR-Programms. PROMENTOR ist eine Kooperation der Universität Autónoma Madrid (UAM) und der Fundación Prodis, eine NGO, die sich auf Menschen mit geistiger Behinderung spezialisiert hat. Ziel des von der UAM anerkannten Programms ist es, jungen Menschen mit geistiger Behinderung ein Studium an einer Uni zu ermöglichen, sie auf die Arbeitswelt vorzubereiten und sie in den meisten Fällen direkt in eine Firma zu integrieren. Meine Aufgabe ist es, die Lehrer*innen und die insgesamt 30 Student*innen in den Klassen zu unterstützen. Besonders viel Spaß macht mir der Englischunterricht, den ich eigenständig gestalten und durchführen darf. Aber auch in anderen Fächern werden mir viele Freiräume gelassen, sodass ich eigene Projekte umsetzen kann. So plane ich für das Fach “Perfiles Profesionales”, in dem es um verschiedene Berufsbilder geht, derzeit ein Journalismus-Projekt. Die wahrscheinlich beste Klasse ist “Habilidades Emocionales”, eine Art offene Gesprächsrunde, an der auch Lehramtsstudent*innen der UAM teilnehmen und in der wir über unsere Emotionen sowie diverse soziale und gesellschaftliche Themen sprechen. Neben dem normalen Unterricht durfte ich auch schon einige Ausflüge und Betriebsbesichtigungen begleiten. Ab nächster Woche wartet bereits eine neue Herausforderung auf mich. Zweimal wöchentlich werde ich zwei Student*innen bei ihrem Betriebspraktikum an der Uniklinik begleiten. Eine Studentin wird ihr Praktikum an der Rezeption der Abteilung für Menschen mit Down-Syndrom absolvieren, worauf ich sehr gespannt bin.

Neben dem PROMENTOR-Programm bin ich zweimal wöchentlich für zwei Stunden im Altenheim auf dem Campus, wo ich zusammen mit anderen Student*innen verschiedene Aktivitäten, wie z.B. Brettspiele oder Ballspiele, durchführe. Vor allem die Gespräche mit den Senior*innen sind sehr interessant. Zudem unterstütze ich das “Oficina de Acción Solidaria y Cooperación” bei Events und berichte dort z.B. über meinen Freiwilligendienst.

Santander Anfang Dezember absolvierte ich mein On-Arrival Training in Corconte, ein kleines Dorf in Kantabrien im Norden Spaniens. Zuvor habe ich immer nur gehört wie schön der Norden ist, doch durch das Seminar konnte ich die beeindruckenden Landschaften zum ersten Mal selbst erleben. Besonders gut gefallen hat mir der Ausflug nach Santander. Das Seminar war sehr intensiv, aber eine unvergessliche Erfahrung. In fünf Tagen habe ich sehr viel gelernt und motivierte junge Menschen aus ganz Europa kennengelernt. Da viele ihr ESC ebenfalls in Madrid absolvieren, treffen wir uns regelmäßig und unternehmen sehr viel gemeinsam. Im März haben wir bereits eine Reise nach Zaragoza geplant.

In Madrid selbst habe ich mich sehr schnell eingelebt. Bei meinem ESC habe ich mich bewusst für Spanien und für Madrid entschieden. Bereits bei meinem ersten Besuch habe ich mich in die Stadt verliebt. Die Wohnung im Zentrum Madrids teile ich mir mit einem Studenten aus Uruguay und einer Freiwilligen aus Italien aus einem anderen Projekt. Zuhause, in meinem Projekt, mit Freunden und den anderen Freiwilligen spreche ich ausschließlich Spanisch, sodass ich schon sehr viel dazugelernt habe. Da ich schon vorher viel mit Muttersprachlern gesprochen habe und durch den Spanisch Leistungskurs sehr gut vorbereitet wurde, gab es, entgegen meiner Erwartungen, sprachlich kaum Probleme. Derzeit absolviere ich zudem einen C1-Sprachkurs in der Sprachschule der UAM.

Die Arbeit mit den Student*innen erfüllt mich jeden Tag aufs Neue. Es gibt nichts Schöneres als täglich mit einem Lächeln und einer Umarmung begrüßt zu werden. Jegliche Berührungsängste und Stereotypen gegenüber Menschen mit geistiger Behinderung sind bereits in den ersten Tagen verflogen. Ich wurde von allen sprichwörtlich mit offenen Armen empfangen und erfahre jeden Tag Wertschätzung für meine Arbeit im Projekt. Das ESC ermöglicht es mir, ganz neue Perspektiven kennenzulernen und Menschen zu treffen, die ich sonst wahrscheinlich nie kennengelernt hätte. Die Behinderung spielt dabei überhaupt keine Rolle. In meinem Projekt wählen wir auch nicht den Begriff Behinderungen („discapacidades“), sondern sprechen von Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten („capacidades diferentes“), sprich von Menschen wie du und ich. Statt ständig die Schwächen zu unterstreichen, werden vielmehr die Stärken jedes Einzelnen hervorgehoben und weiter gefördert. Europäische Werte, wie Solidarität und Toleranz, existieren in meinem Projekt nicht nur auf dem Papier, sondern werden tagtäglich gelebt. Das ESC ist eine sehr prägende Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Dass ich nach vier Monaten noch genauso motiviert wie am ersten Tag bin, zeigt mir, dass ich mich für das richtige Projekt entschieden habe. In diesem Sinne; Viele Grüße aus Madrizzz! ¡Hasta luego!

Dominik

Weitere Erfahrungen und Infos zum Projekt in meinem ESC-Blog (auf Spanisch): www.evsmadrid.wordpress.com/

Norwegen, Ung i Midtdalen

On-arrival seminar and everyday life

Hei,

Now are already the first 1, 5 months in Norway over! Maybe it`s because of the many kind people and the wonderful place it seems like the time just flies away?!

After 2 weeks in Norway we had a really amazing On-Arrival Seminar for one week in Balestrand. We, 28 volunteers from countries all over Europe, who now works in Norway, had the possibility to get to know each other and our different projects, we got some information about the Erasmus+ Program, learned more about Norwegian Culture and History and the City of Balestrand. After one week, getting many new friends and funny experiences we had to say good bye to each other. But we will visit each other and get the chance to explore Norwegian places.

Also the work in the Youth-Houses gets easier every day. We get to know the teenager better and also get a kind of routine, although every day is really different. For example last Wednesday we had an Offline-Evening (everybody had to put her/his phone in a box and was not allowed to use it). So every morning I wake up looking forward to a nice day, with many new experiences!

We have now about 30 cm of snow and I really like the atmosphere of the snow and the first Christmas decoration, even though the bike ride to the Norwegian classes is not so easy every day. (but funny!).

Looking forward to have a great time, Best Regards and «ha det bra»,

Manuel

Für weitere Beiträge von Manuel schaut gerne auf: https://www.ungimidtdalen.no/blogg/

Ein Rückblick auf meine Zeit in Frankreich

Pia Lukanz, 20 Jahre alt, Europäischer Freiwilligendienst in Elbeuf, Frankreich

Der Abschied fällt uns allen so schwer. Schließlich stehen all unsere Koffer fertig gepackt im Flur unserer Wohnung und einige von uns warten schon am Flughafen auf ihrer Flieger zurück nach Hause. Auch ich lade schweren Herzens meine Taschen ins Auto, um zurück nach Deutschland aufzubrechen und ich kann noch nicht glauben, dass unsere gemeinsame, so erfüllte Zeit hier jetzt zu Ende geht.Ein Jahr lang habe ich zusammen mit vier anderen Europäischen Freiwilligen hier in Elbeuf, einer kleinen Stadt in der Normandie in Nordfrankreich, gelebt und es fühlt sich an, als ob wir zu einer Familie geworden sind durch all die Momente die wir geteilt haben, was andererseits aber sicherlich auch an der unglaublichen Herzlichkeit und der willkommenheißenden Atmosphäre liegt, mit der wir in unserer Organisation empfangen und behandelt wurden.Die Organisation, in der wir unseren Freiwilligendienst absolviert haben, heißt MJC (,,Maison de Jeunesse et de la Culture‘‘). Die MJC ist eine gemeinnützige Organisation, die außerschulische Bildung fördert und ein Ort der Begegnung ist. Ihr Ziel ist die Entwicklung von aktiver Bürgerschaft in der lokalen Bevölkerung. Um dieses Ziel zu erreichen, wird hier ein breit gefächertes Angebot an bildenden, sozialen und kulturellen Aktivitäten auf die Beine gestellt, zu denen jeder, d.h. Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Zugang hat.Dementsprechend hatte ich als Freiwillige vielfältige Aufgaben und einen sehr abwechslungsreichen ,,Stundenplan‘‘, den ich am Anfang meines Jahres zusammen mit meiner Tutorin erstellt habe. In den grundsätzlichen 30 Stunden Freiwilligenarbeit pro Woche (wobei diese immer ein bisschen variiert haben, je nachdem, ob irgendein besonders Event stattgefunden hat), habe ich hauptsächlich bei der Hausaufgabenbetreuung von Schulkindern mitgearbeitet und Französischkurse für Migranten mit vorbereitet und zusammen mit Ehrenamtlichen unterrichtet, was mir total viel Spaß gemacht hat. Außerdem habe ich bei der Umsetzung von Freizeitaktivitäten für Kinder mitgewirkt. Zum Beispiel haben wir zusammen im Garten der MJC gearbeitet und an handwerklichen und naturwissenschaftlichen Workshops teilgenommen. Jede Woche habe ich auch 4 Stunden selbst an einem Französischkurs teilgenommen, um die Sprache zu lernen, was für mich sehr hilfreich war, denn zu Beginn meiner Zeit in Frankreich konnte ich kein einziges Wort Französisch, was sich aber glücklicherweise schon bald änderte.Zusammen mit den anderen Freiwilligen habe ich in Schulen und Infoveranstaltungen über den Europäischen Freiwilligendienst informiert, sodass noch viel mehr junge Leute auch von der großartigen Möglichkeit erfahren und davon profitieren können, was die Europäische Union uns bietet.Außerdem haben wir an Filmprojekten teilgenommen und haben internationale Abende und Workshops in der MJC organisiert, zum Beispiel haben wir Gerichte aus der ganzen Welt zusammen gekocht und zusammen getanzt, wir haben bei einem internationalen Theaterstück mitgespielt, und wir hatten die Möglichkeit unser eigenes Projekt zu planen und zu realisieren.Wir haben viele Ausflüge gemacht um die Umgebung, unsere neue Heimat, so gut wie möglich kennenzulernen, wozu wir 5 auch sehr oft unsere freien Wochenenden genutzt haben. Unsere Urlaubstage haben wir hauptsächlich dazu genutzt zu reisen, in andere europäische Länder und Länder außerhalb Europas, und natürlich durch Frankreich. Besonders cool daran war, dass wir auf den beiden Seminaren, dem ,,on-arrival‘‘ und dem ,,mind-term‘‘ Seminar, viele andere Europäische Freiwillige kennengelernt haben, von denen jeder aus einem anderen Projekt irgendwo aus Frankreich kam. So hatten wir in fast jeder Region oder Stadt, die wir besuchen wollten, Freunde bei denen wir wohnen konnten, was das Reisen in Frankreich sehr viel einfacher und schöner gemacht hat. Gleichzeitig haben wir Freundschaften geschlossen mit Menschen unterschiedlichster Nationalitäten und ich kann sagen, dass ich in fast jedem Europäischen Land Freunde habe, die ich zwar nicht jeden Tag sehe, aber bei denen ich mir sicher bin, dass es eine besondere Freundschaft ist und man sich sicher sein kann, dass man beim anderen immer willkommen ist.Während meines Freiwilligendienstes habe ich interkulturellen Austausch gelebt und bin in eine andere Kultur eingetaucht. Ich habe ich meine Perspektive gewechselt und habe Europa, die Welt und vor allem auch mich selbst und meine eigene Kultur aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Ich habe erlebt und gelernt zu unterscheiden wie es ist, einen Ort als Fremder, als Tourist oder als Einwohner zu erleben. Meine Zeit als Freiwillige des Europäischen Solidaritätskorps hat mir meine Rolle und Möglichkeiten, die ich als Mitglied der Europäischen Gemeinschaft habe, bewusst gemacht.Ich hatte die Möglichkeit viele neue Dinge auszuprobieren und habe viel Neues gelernt, ich habe unglaublich nette Menschen getroffen und habe mich selbst besser kennengelernt. Ich habe eine Menge Erfahrungen gesammelt, für die ich unendlich dankbar bin und nicht missen möchte. Dieses Jahr war so erfüllt und ein ganz besonderes Jahr für mich, das für immer eine wichtige und wunderschöne Erinnerung sein wird.Wenn du auch Lust hast einen Schritt in eine neue Richtung zu gehen, etwas für einen guten Zweck tun möchtest, und einer neuen Erfahrung und Veränderung offen gegenüberstehst, dann zögere nicht länger auch diese einmalige Chance zu nutzen. Ich habe sie genutzt und so viel gewonnen.Und als allerletztes noch einmal ein ganz besonders dickes Dankeschön an alle, die mir dieses Jahr ermöglicht haben und es so eine tolle Erfahrung haben werden lassen!!

Eure Pia

Newsletter aus Frankreich - Experiences in La Giraudiere

Hugo Müller, 19 Jahre alt, Europäischer Freiwilligendienst in Brossac, Frankreich

Zwischenbericht - EVS in Norwegen

Karl Meyer, 20 Jahre alt, Europäischer Freiwilligendienst in Vinstra, Norwegen

Es sind mittlerweile circa fünf Monate vergangen, seit ich im Oktober 2018 mein europäisches Freiwilligenjahr in Norwegen begonnen habe. Das Projekt, mit dem ich insgesamt zehn Monate im ländlich gelegenen Ort Vinstra verbringen werde, ist von der Organisation Ung i Midtdalen organisiert. Der Name bedeutet übersetzt “Jugend in Midtdalen” und beschreibt die Funktion der Organisation recht gut, da ihre Hauptaufgaben im Engagement mit lokaler Jugend liegt, wobei auch ein Fokus auf internationale Erfahrungen gelegt wird, wie zum Beispiel Schüleraustausche, Reisen mit kleineren Jugendgruppen und auch das EVS, in dem ich mich derzeit befinde.

Meine Zeit hier ist bis jetzt nahezu durchgehend durch positive Erfahrungen geprägt, sei es innerhalb meiner Freiwilligenarbeit oder außerhalb, im Kontakt mit Norwegen und seinen Einwohnern. Ich lebe in einem schönen Apartment am Rande Vinstras zusammen mit einer französischen Freiwilligen namens Manon, mit der ich auch alle meine Aufgaben teile. Wir verstehen uns sehr gut, kochen, reisen und verbringen generell viel Zeit zusammen und sind uns einig, dass es für uns bis jetzt sehr hilfreich war, einen anderen Freiwilligen bei sich zu haben, um das EVS und Norwegen so erfolgreich wie möglich zu erleben.

Unser wöchentlicher Arbeitsplan besteht aus vier Nachmittagen in so genannten Ungdomsklubbs, Jugendclubs, in denen Jugendliche von circa 13-18 Jahren komplett freiwillig und schulunabhängig die Möglichkeit haben, ihre Freizeit so zu gestalten, wie sie möchten. Zwei von diesen Nachmittagen arbeiten wir in Vinstras Ungdomsklubb mit durchschnittlich ca. 80 Jugendlichen, die anderen beiden fahren wir in den Nachbarort Ringebu und arbeiten dort mit etwa 40 Jugendlichen. Unsere Hauptaufgabe in beiden Clubs ist, die Besucher zu engagieren und ihnen zu helfen, ihre zeit selbst positiv zu gestalten. Dies kann in der Form von geplanten Aktivitäten wie zum Beispiel Billiardturnieren oder Quizabenden geschehen, ist aber häufig auch spontaner und individueller, zum Beispiel bei spontanen Schachspielen, Videospiel-Herausforderungen oder wenn die Jugendlichen mir spaßeshalber lokalen norwegischen Dialekt beibringen. Weitere Aufgaben in den Clubs beinhalten das zubereiten und verkaufen von simplen Gerichten und organisatorische Aufgaben wie Entscheidungen, für was das Budget des Clubs genutzt werden sollte. Meine Aktivität in den Jugendclubs, wenn auch manchmal anstrengend, fällt mir normalerweise ziemlich leicht, da viele der Jugendlichen sehr interessiert daran sind, mit mir Kontakt aufzunehmen und mich generell in Aktivitäten mit einbeziehen. Eine große Hilfe hierbei sind meine Mitarbeiter: Sowohl meine Mitfreiwillige als auch unsere “Vorgesetzten”, die norwegischen Angestellten in den Clubs, sind alle sehr kooperativ und wir verstehen uns sehr gut. Der Leiter des Clubs in Vinstra hat uns sogar schon mehrmals zu sich eingeladen und wir genießen jeden Kontakt mit ihm.

Außerhalb der Ungdomsklubbs engagiere ich mich außerdem in der lokalen weiterführenden Schule, wo ich im Deutschunterricht helfe und derzeit auch einen Deutsch-Spanisch-Norwegischen Schüleraustausch mitorganisiere. Diese Aufgaben finde ich interessant, da ich vorher noch nie auf Deutsch als Sekundärsprache geguckt habe, und diesen Perspektivwechsel sehr genieße. Die Deutschlehrer der Schule sind immer sehr freundlich und dankbar für meine Mitarbeit, was mir meine Aufgaben erleichtert. Zu diesen beiden Aufgaben kommt ein Norwegischkurs für erwachsene Flüchtlinge und Migranten, den ich drei Tage pro Woche besuche und sehr genieße. Dies ist zum Teil, weil mich die Sprache interessiert und es mir leicht fällt, zu lernen, aber gleichzeitig genieße ich auch den Kontakt zu Flüchtlingen, welche sehr freundlich sind und eine äußerst spannende Perspektive auf das Leben in Norwegen bieten.

Mit all diesen Aufgaben ist meine durchschnittliche Woche hier in Norwegen recht voll und strukturiert, was für mich kein Problem ist. Die Zeit vergeht wie im Flug und trotz allem habe ich genug Freizeit um meinen Interessen nachzugehen. So habe ich über meinen Mentor Endre, ein Zwanzigjähriger, der sich in der lokalen Politik engagiert, ein paar norwegische Kontakte knüpfen können. Außerdem bietet Vinstras Umgebung hervorragende Skimöglichkeiten, die ich schon mehrmals genutzt habe und die noch bis April geöffnet bleiben, und ich gehe regelmäßig ins Fitnessstudio in Vinstra, was mir sehr wichtig ist. Durch das Anfangs- und Midtermseminar für EVS-freiwillige habe ich außerdem Kontakte in ganz Norwegen geknüpft, mit denen ich mich über meine Erfahrungen austauschen kann und die ich auch besuchen kann. So hatten meine Mitbewohnerin und ich in einer Ferienwoche im Februar die Möglichkeit, sehr weit nördlich nach Narvik zu reisen, um dort einen italienischen Freund zu besuchen. Die Reise war eine wunderbare Möglichkeit, mehr von Norwegens wunderbarer Natur zu sehen, und wir hatten sogar das große Glück, in einer sternenklaren Nacht Polarlichter sehen zu können. Abgesehen von dieser Reise haben wir auch ein vorweihnachtliches Wochenende in Trondheim verbracht, um den dortigen Weihnachtsmarkt und die Stadt zu erleben, und Silvester in Oslo gefeiert und dabei so viel Kultur wie möglich in drei Tage gepackt. Außerdem liegt Vinstra nicht weit von einem bergigen Nationalpark namens Rondane, in dem wir schon mehrere Male wandern waren. Wir nutzen also jede Gelegenheit, um so viel von Norwegen zu erleben wie möglich, sei es lokal oder weit entfernt.

Unter anderem dabei erfahren wir immer große Unterstützung von unserer Koordinatorin vor Ort, Mari. Sie hilft uns mit jeglichen Problemen und ist immer für uns da, und unsere Beziehung ist sehr positiv und offen. So bucht sie zum Beispiel Zugtickets für uns und gibt uns Auskünfte über alle lokalen Kultur- und Aktivitätsmöglichkeiten. Wenn größere Probleme mit meinem Aufenthalt entstehen würden, würde ich mich definitiv wohl fühlen, mich damit an sie zu wenden, doch das ist bis jetzt zum Glück noch nicht nötig geworden. Alles in allem fühle ich mich derzeit sehr wohl: Meine Aufgaben sind erfüllend, aber nicht zu anstrengend, meine Freizeit nutze ich so gut ich kann, und Heimweh ist für mich nicht wirklich ein Thema. Ich lerne viel und hoffe, über meine Arbeit auch einen Lerneffekt in den Menschen, mit denen ich arbeite, zu erzielen. Ich freue mich auf ein paar anstehende größere Projekte, die ich mitorganisieren werde, wie zum Beispiel ein Camping-Wochenende im Sommer, und auch privat freue ich mich auf weitere Reisen und Erfahrungen mit Norwegen und Norweger*innen.

Zwischenbericht - Meine ersten 6 Monate in Frankreich

Pia Lukanz, 19 Jahre alt, Europäischer Freiwilligendienst in Elbeuf, Frankreich

Schon fast ein halbes Jahr ist es nun her, dass ich zuhause meine Koffer gepackt habe, um mich auf den Weg nach Frankreich, genauer gesagt nach Elbeuf, eine kleine Stadt in der Normandie, die 120 Kilometer westlich von Paris liegt, zu machen und dort mein Jahr des Europäischen Freiwilligendienstes zu beginnen.
Es ist verrückt, wie schnell die Zeit vergeht, denn wenn ich mich jetzt zurückerinnere, an all das, was ich hier schon erleben durfte, kommt es mir vor, als ob ich schon viel, viel länger hier bin ! Aber zuallererst noch einmal zurück zum Anfang :

Am 10. September 2018 habe ich mich in den Zug in Richtung Frankreich gesetzt und wusste natürlich, für welches Projekt ich mich beworben hatte und was mich diesbezüglich erwarten würde, trotzdem war ich total gespannt, wie es denn wirklich sein würde, in meiner Organisition, der MJC (Maison des Jeunes et de la Culture), als Freiwillige mitzuarbeiten, ob ich nette neue Freunde kennenlernen würde, ob mir das Französischlernen wohl leicht fallen würde und allgemein, ob ich mich gut einleben werde und mich auch dort etwa irgendwann zuhause fühlen würde ?
So startete ich voller Vorfreude in diese neue Erfahrung, in eine andere Ecke Europas.
Zu Anfang kann ich nur sagen, dass es für mich überhaupt nicht schwierig war, mich hier gut einzuleben, denn alle Mitarbeiter der MJC sind mir super herzlich und hilfsbereit begegnet, und haben die 4 anderen Freiwilligendienstler und mich mit offenen Armen empfangen, sodass man sich einfach nur wohlfühlen konnte. Die vier anderen Freiwilligen sind Yiota (29, Griechenland), Georgi (27, Bulgarien), Belén (23, Spanien) und Noah (auch 19, er kommt auch aus Deutschland und macht, nicht wie wir 4 anderen EFD, sondern ,,Service Civique International‘‘). Mit ihnen wohne ich zusammen in einem Appartment, das 5 Minuten von unserer Organisation entfernt in der Mitte der kleinen Stadt liegt. Jeder von uns hat hier sein eigenes Zimmer, die Küche, Bäder und das Wohnzimmer nutzen wir gemeinsam. Mittlerweile sind wir so fest zusammengewachsen und verstehen uns so gut untereinander, dass ich garnicht daran denken möchte, dass unsere gemeinsame Zeit hier ein Ende hat, aber noch ist es ja zum Glück nicht so weit.

Zu Beginn unserer Freiwilligenzeit, durften wir uns alle Kurse und Workshops, die in der MJC angeboten werden, anschauen. Nach etwa 4 Wochen sollte sich dann jeder entscheiden, was ihm/ihr am meisten gefällt und wo man am liebsten mitarbeiten würden. Diese Entscheidung ist mir gar nicht so leicht gefallen, denn die MJC bietet viele verschiedene Workshops und Kurse an. Ich habe mich dafür entschieden, dass ich gerne sowohl bei der Hausaufgabenbetreuung von Grundschülern dabei sein wollte, als auch in Französischkursen den ehrenamtlichen Lehrern zu assistieren (falls ihr euch fragt, wie ich das ohne Kenntnisse über die Französische Sprache machen konnte: diese Kurse werden größtenteils von Migranten mit afrikanischen Wurzeln besucht, für die das Französische Alphabet völlig neu ist. So wurde in diesen Kursen damit begonnen, ihnen das beizubringen. Das war für mich natürlich einfacher zu verstehen als für sie, denn es ist dem Deutschen ja sehr ähnlich.)
Von nun an hatte dann jeder seinen eigenen ,,Stundenplan‘‘, der sich aus unseren jeweils individuell gewählten Aktivitäten und unserem eigenen Französischkurs (4h/Woche) zusammensetzt (was unseren eigenen Französischkurs betrifft: jeder hat zu Anfang einen Einstufungstest gemacht und je nachdem wie dieser ausgefallen ist, wurden wir dann in den entsprechenden Kurs gesteckt).
Auch haben wir als Gruppe Zeit dafür, gemeinsame Projekte zu organisieren, wie zum Beispiel, dass wir internationale Abende in der MJC planen und umsetzen. Wir arbeiten an einem Onlineblog und an einem Stand für eine Themenwoche der Nachhaltigkeit (oft gibt es auch Infotage oder Themenwochen, die in der MJC stattfinden, sodass eigentlich keine Woche einer anderen gleicht. Dort helfen wir dann in verschiedenen Workshops, beim Auf- und Abbauen ect..) und Einiges mehr.
Außerdem wurde uns die Möglichkeit angeboten, ein Mal pro Woche in einer anderen Organisation mitzuarbeiten. Diesen Vorschlag fand ich sehr cool, deshalb darf ich jetzt jeden Mittwochmorgen in einem Rastaurant helfen, wodurch einerseits meine Aufgaben noch vielfältiger werden und ich andererseits auch noch viel mehr Menschen treffe, was mir beides sehr gut gefällt, plus ich lerne neue Rezepte von der Küchenchefin, worüber sich vor allem meine Mitbewohner sehr freuen :)
Auch unsere Wochenenden sind ziemlich abwechslungsreich, da wir alle sehr, sehr viel Freude am Reisen haben und sehr unternehmungslustig sind. So können wir unsere freie Zeit perfekt dazu nutzen, sowohl unsere Umgebung, andere Regionen Frankreichs als auch andere wunderschöne Ecken in Europa zu erkunden, was wahnsinnig toll ist und wirklich viel Spaß macht. Dazu beigetragen hat auch das on-arrival-Seminar, denn dort haben wir viele andere EVSler aus ganz Frankreich kennengelernt, und nun können wir uns perfekt gegenseitig überall besuchen!

Natürlich gibt es auch schwierige Momente, in denen man sich wünscht, nah bei seiner Familie zu sein, was dann nicht geht. Oder es gibt Augenblicke, in denen es mit der neuen Sprache doch noch nicht so klappt, wie man es sich vielleicht vorgestellt hat, aber auch das macht einen stärker und allein fühle ich mich glücklicherweise nie.
Auch hat Georgi sich vor Weihnachten aus persönlichen Gründen dazu entschlossen, seinen Freiwilligendienst hier abzubrechen, was für uns alle ein sehr merkwürdiges Gefühl und sehr traurig war. Er wird uns aber wahrscheinlich im Sommer nochmal hier besuchen kommen, worauf ich mich schon jetzt wirklich freue. Und ich bin mir ganz sicher, dass wir ihn auch in Bulgarien, bei sich zuhause, besuchen werden! Um die freigewordene Stelle möglichst schnell wieder zu besetzen, hat Pascale, die Direktorin unserer Organisation, dauraufhin versucht, eine(n) neue(n) EVSler(in) zu finden und war erfolgreich. So sind wir seit Anfang Februar wieder zu fünft und freuen uns sehr, dass Diana (29, Spanien) in das leerstehende Zimmer in unserem Appartement eingezogen ist und unsere Gruppe wieder komplett macht !

Ich freue mich schon sehr auf jeden einzelnen Tag der kommenden 6 Monate, den ich hier erleben darf. Darauf, noch mehr Französich zu lernen und besser sprechen zu können, auf die Ausflüge und Reisen, die wir schon geplant haben, das Midterm-Training und jedes Atelier in der MJC sowie weitere Projekte.
Und ich weiß schon jetzt, dass es die allerbeste Entscheidung meines Lebens war, hierhin zu kommen.
Liebste Grüße aus Frankreich!

Eure Pia :)