Ein Rückblick auf meine Zeit in Frankreich
Pia Lukanz, 20 Jahre alt, Europäischer Freiwilligendienst in Elbeuf, Frankreich
Der Abschied fällt uns allen so schwer. Schließlich stehen all unsere Koffer fertig gepackt im Flur unserer Wohnung und einige von uns warten schon am Flughafen auf ihrer Flieger zurück nach Hause. Auch ich lade schweren Herzens meine Taschen ins Auto, um zurück nach Deutschland aufzubrechen und ich kann noch nicht glauben, dass unsere gemeinsame, so erfüllte Zeit hier jetzt zu Ende geht.Ein Jahr lang habe ich zusammen mit vier anderen Europäischen Freiwilligen hier in Elbeuf, einer kleinen Stadt in der Normandie in Nordfrankreich, gelebt und es fühlt sich an, als ob wir zu einer Familie geworden sind durch all die Momente die wir geteilt haben, was andererseits aber sicherlich auch an der unglaublichen Herzlichkeit und der willkommenheißenden Atmosphäre liegt, mit der wir in unserer Organisation empfangen und behandelt wurden.Die Organisation, in der wir unseren Freiwilligendienst absolviert haben, heißt MJC (,,Maison de Jeunesse et de la Culture‘‘). Die MJC ist eine gemeinnützige Organisation, die außerschulische Bildung fördert und ein Ort der Begegnung ist. Ihr Ziel ist die Entwicklung von aktiver Bürgerschaft in der lokalen Bevölkerung. Um dieses Ziel zu erreichen, wird hier ein breit gefächertes Angebot an bildenden, sozialen und kulturellen Aktivitäten auf die Beine gestellt, zu denen jeder, d.h. Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Zugang hat.Dementsprechend hatte ich als Freiwillige vielfältige Aufgaben und einen sehr abwechslungsreichen ,,Stundenplan‘‘, den ich am Anfang meines Jahres zusammen mit meiner Tutorin erstellt habe. In den grundsätzlichen 30 Stunden Freiwilligenarbeit pro Woche (wobei diese immer ein bisschen variiert haben, je nachdem, ob irgendein besonders Event stattgefunden hat), habe ich hauptsächlich bei der Hausaufgabenbetreuung von Schulkindern mitgearbeitet und Französischkurse für Migranten mit vorbereitet und zusammen mit Ehrenamtlichen unterrichtet, was mir total viel Spaß gemacht hat. Außerdem habe ich bei der Umsetzung von Freizeitaktivitäten für Kinder mitgewirkt. Zum Beispiel haben wir zusammen im Garten der MJC gearbeitet und an handwerklichen und naturwissenschaftlichen Workshops teilgenommen. Jede Woche habe ich auch 4 Stunden selbst an einem Französischkurs teilgenommen, um die Sprache zu lernen, was für mich sehr hilfreich war, denn zu Beginn meiner Zeit in Frankreich konnte ich kein einziges Wort Französisch, was sich aber glücklicherweise schon bald änderte.Zusammen mit den anderen Freiwilligen habe ich in Schulen und Infoveranstaltungen über den Europäischen Freiwilligendienst informiert, sodass noch viel mehr junge Leute auch von der großartigen Möglichkeit erfahren und davon profitieren können, was die Europäische Union uns bietet.Außerdem haben wir an Filmprojekten teilgenommen und haben internationale Abende und Workshops in der MJC organisiert, zum Beispiel haben wir Gerichte aus der ganzen Welt zusammen gekocht und zusammen getanzt, wir haben bei einem internationalen Theaterstück mitgespielt, und wir hatten die Möglichkeit unser eigenes Projekt zu planen und zu realisieren.Wir haben viele Ausflüge gemacht um die Umgebung, unsere neue Heimat, so gut wie möglich kennenzulernen, wozu wir 5 auch sehr oft unsere freien Wochenenden genutzt haben. Unsere Urlaubstage haben wir hauptsächlich dazu genutzt zu reisen, in andere europäische Länder und Länder außerhalb Europas, und natürlich durch Frankreich. Besonders cool daran war, dass wir auf den beiden Seminaren, dem ,,on-arrival‘‘ und dem ,,mind-term‘‘ Seminar, viele andere Europäische Freiwillige kennengelernt haben, von denen jeder aus einem anderen Projekt irgendwo aus Frankreich kam. So hatten wir in fast jeder Region oder Stadt, die wir besuchen wollten, Freunde bei denen wir wohnen konnten, was das Reisen in Frankreich sehr viel einfacher und schöner gemacht hat. Gleichzeitig haben wir Freundschaften geschlossen mit Menschen unterschiedlichster Nationalitäten und ich kann sagen, dass ich in fast jedem Europäischen Land Freunde habe, die ich zwar nicht jeden Tag sehe, aber bei denen ich mir sicher bin, dass es eine besondere Freundschaft ist und man sich sicher sein kann, dass man beim anderen immer willkommen ist.Während meines Freiwilligendienstes habe ich interkulturellen Austausch gelebt und bin in eine andere Kultur eingetaucht. Ich habe ich meine Perspektive gewechselt und habe Europa, die Welt und vor allem auch mich selbst und meine eigene Kultur aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Ich habe erlebt und gelernt zu unterscheiden wie es ist, einen Ort als Fremder, als Tourist oder als Einwohner zu erleben. Meine Zeit als Freiwillige des Europäischen Solidaritätskorps hat mir meine Rolle und Möglichkeiten, die ich als Mitglied der Europäischen Gemeinschaft habe, bewusst gemacht.Ich hatte die Möglichkeit viele neue Dinge auszuprobieren und habe viel Neues gelernt, ich habe unglaublich nette Menschen getroffen und habe mich selbst besser kennengelernt. Ich habe eine Menge Erfahrungen gesammelt, für die ich unendlich dankbar bin und nicht missen möchte. Dieses Jahr war so erfüllt und ein ganz besonderes Jahr für mich, das für immer eine wichtige und wunderschöne Erinnerung sein wird.Wenn du auch Lust hast einen Schritt in eine neue Richtung zu gehen, etwas für einen guten Zweck tun möchtest, und einer neuen Erfahrung und Veränderung offen gegenüberstehst, dann zögere nicht länger auch diese einmalige Chance zu nutzen. Ich habe sie genutzt und so viel gewonnen.Und als allerletztes noch einmal ein ganz besonders dickes Dankeschön an alle, die mir dieses Jahr ermöglicht haben und es so eine tolle Erfahrung haben werden lassen!!
Eure Pia
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