Zwischenbericht - Meine ersten 6 Monate in Frankreich
Pia Lukanz, 19 Jahre alt, Europäischer Freiwilligendienst in Elbeuf, Frankreich
Schon fast ein halbes Jahr ist es nun her, dass ich zuhause meine Koffer gepackt habe, um mich auf den Weg nach Frankreich, genauer gesagt nach Elbeuf, eine kleine Stadt in der Normandie, die 120 Kilometer westlich von Paris liegt, zu machen und dort mein Jahr des Europäischen Freiwilligendienstes zu beginnen.
Es ist verrückt, wie schnell die Zeit vergeht, denn wenn ich mich jetzt zurückerinnere, an all das, was ich hier schon erleben durfte, kommt es mir vor, als ob ich schon viel, viel länger hier bin ! Aber zuallererst noch einmal zurück zum Anfang :
Am 10. September 2018 habe ich mich in den Zug in Richtung Frankreich gesetzt und wusste natürlich, für welches Projekt ich mich beworben hatte und was mich diesbezüglich erwarten würde, trotzdem war ich total gespannt, wie es denn wirklich sein würde, in meiner Organisition, der MJC (Maison des Jeunes et de la Culture), als Freiwillige mitzuarbeiten, ob ich nette neue Freunde kennenlernen würde, ob mir das Französischlernen wohl leicht fallen würde und allgemein, ob ich mich gut einleben werde und mich auch dort etwa irgendwann zuhause fühlen würde ?
So startete ich voller Vorfreude in diese neue Erfahrung, in eine andere Ecke Europas.
Zu Anfang kann ich nur sagen, dass es für mich überhaupt nicht schwierig war, mich hier gut einzuleben, denn alle Mitarbeiter der MJC sind mir super herzlich und hilfsbereit begegnet, und haben die 4 anderen Freiwilligendienstler und mich mit offenen Armen empfangen, sodass man sich einfach nur wohlfühlen konnte. Die vier anderen Freiwilligen sind Yiota (29, Griechenland), Georgi (27, Bulgarien), Belén (23, Spanien) und Noah (auch 19, er kommt auch aus Deutschland und macht, nicht wie wir 4 anderen EFD, sondern ,,Service Civique International‘‘). Mit ihnen wohne ich zusammen in einem Appartment, das 5 Minuten von unserer Organisation entfernt in der Mitte der kleinen Stadt liegt. Jeder von uns hat hier sein eigenes Zimmer, die Küche, Bäder und das Wohnzimmer nutzen wir gemeinsam. Mittlerweile sind wir so fest zusammengewachsen und verstehen uns so gut untereinander, dass ich garnicht daran denken möchte, dass unsere gemeinsame Zeit hier ein Ende hat, aber noch ist es ja zum Glück nicht so weit.
Zu Beginn unserer Freiwilligenzeit, durften wir uns alle Kurse und Workshops, die in der MJC angeboten werden, anschauen. Nach etwa 4 Wochen sollte sich dann jeder entscheiden, was ihm/ihr am meisten gefällt und wo man am liebsten mitarbeiten würden. Diese Entscheidung ist mir gar nicht so leicht gefallen, denn die MJC bietet viele verschiedene Workshops und Kurse an. Ich habe mich dafür entschieden, dass ich gerne sowohl bei der Hausaufgabenbetreuung von Grundschülern dabei sein wollte, als auch in Französischkursen den ehrenamtlichen Lehrern zu assistieren (falls ihr euch fragt, wie ich das ohne Kenntnisse über die Französische Sprache machen konnte: diese Kurse werden größtenteils von Migranten mit afrikanischen Wurzeln besucht, für die das Französische Alphabet völlig neu ist. So wurde in diesen Kursen damit begonnen, ihnen das beizubringen. Das war für mich natürlich einfacher zu verstehen als für sie, denn es ist dem Deutschen ja sehr ähnlich.)
Von nun an hatte dann jeder seinen eigenen ,,Stundenplan‘‘, der sich aus unseren jeweils individuell gewählten Aktivitäten und unserem eigenen Französischkurs (4h/Woche) zusammensetzt (was unseren eigenen Französischkurs betrifft: jeder hat zu Anfang einen Einstufungstest gemacht und je nachdem wie dieser ausgefallen ist, wurden wir dann in den entsprechenden Kurs gesteckt).
Auch haben wir als Gruppe Zeit dafür, gemeinsame Projekte zu organisieren, wie zum Beispiel, dass wir internationale Abende in der MJC planen und umsetzen. Wir arbeiten an einem Onlineblog und an einem Stand für eine Themenwoche der Nachhaltigkeit (oft gibt es auch Infotage oder Themenwochen, die in der MJC stattfinden, sodass eigentlich keine Woche einer anderen gleicht. Dort helfen wir dann in verschiedenen Workshops, beim Auf- und Abbauen ect..) und Einiges mehr.
Außerdem wurde uns die Möglichkeit angeboten, ein Mal pro Woche in einer anderen Organisation mitzuarbeiten. Diesen Vorschlag fand ich sehr cool, deshalb darf ich jetzt jeden Mittwochmorgen in einem Rastaurant helfen, wodurch einerseits meine Aufgaben noch vielfältiger werden und ich andererseits auch noch viel mehr Menschen treffe, was mir beides sehr gut gefällt, plus ich lerne neue Rezepte von der Küchenchefin, worüber sich vor allem meine Mitbewohner sehr freuen :)
Auch unsere Wochenenden sind ziemlich abwechslungsreich, da wir alle sehr, sehr viel Freude am Reisen haben und sehr unternehmungslustig sind. So können wir unsere freie Zeit perfekt dazu nutzen, sowohl unsere Umgebung, andere Regionen Frankreichs als auch andere wunderschöne Ecken in Europa zu erkunden, was wahnsinnig toll ist und wirklich viel Spaß macht. Dazu beigetragen hat auch das on-arrival-Seminar, denn dort haben wir viele andere EVSler aus ganz Frankreich kennengelernt, und nun können wir uns perfekt gegenseitig überall besuchen!
Natürlich gibt es auch schwierige Momente, in denen man sich wünscht, nah bei seiner Familie zu sein, was dann nicht geht. Oder es gibt Augenblicke, in denen es mit der neuen Sprache doch noch nicht so klappt, wie man es sich vielleicht vorgestellt hat, aber auch das macht einen stärker und allein fühle ich mich glücklicherweise nie.
Auch hat Georgi sich vor Weihnachten aus persönlichen Gründen dazu entschlossen, seinen Freiwilligendienst hier abzubrechen, was für uns alle ein sehr merkwürdiges Gefühl und sehr traurig war. Er wird uns aber wahrscheinlich im Sommer nochmal hier besuchen kommen, worauf ich mich schon jetzt wirklich freue. Und ich bin mir ganz sicher, dass wir ihn auch in Bulgarien, bei sich zuhause, besuchen werden! Um die freigewordene Stelle möglichst schnell wieder zu besetzen, hat Pascale, die Direktorin unserer Organisation, dauraufhin versucht, eine(n) neue(n) EVSler(in) zu finden und war erfolgreich. So sind wir seit Anfang Februar wieder zu fünft und freuen uns sehr, dass Diana (29, Spanien) in das leerstehende Zimmer in unserem Appartement eingezogen ist und unsere Gruppe wieder komplett macht !
Ich freue mich schon sehr auf jeden einzelnen Tag der kommenden 6 Monate, den ich hier erleben darf. Darauf, noch mehr Französich zu lernen und besser sprechen zu können, auf die Ausflüge und Reisen, die wir schon geplant haben, das Midterm-Training und jedes Atelier in der MJC sowie weitere Projekte.
Und ich weiß schon jetzt, dass es die allerbeste Entscheidung meines Lebens war, hierhin zu kommen.
Liebste Grüße aus Frankreich!
Eure Pia :)
- Aufrufe: 59